Die Wissenschaft der Geschichten – warum liebt das Hirn Storys?

11. Juni 2019
Warum wirken Storys? Und vor allem, wie wirken sie? Fresh Content untersucht die neurologischen und psychologischen Hintergründe der Macht der Geschichten.

Experten wie Storytellling-Guru Alexander Christiani wissen schon lange, dass Geschichten seit Jahrtausenden das grundlegende Muster sind, mit dem unser Gehirn Informationen verarbeitet. Wir merken uns Fakten, die in Storys verpackt sind, nicht nur besser, wir sprechen selbst (oft unbewusst) in Geschichten, wenn wir uns mitteilen wollen.

Doch was passiert in unserem Gehirn, wenn wir Geschichten hören? Und warum verstehen wir Geschichten so viel besser als reine Fakten? Ein kleiner Fresh-Content-Exkurs in die Wissenschaft hinter der Macht der Geschichten.

Geschichten vor Fakten?

Muss das Gehirn Fakten verarbeiten, passiert das vorwiegend in zwei Gebieten: dem Broca-Areal, zuständig für Sprachverarbeitung, Grammatik und Sprachverständnis, sowie dem Wernicke-Areal, wo sensorische und logische Sprachverarbeitung stattfindet.

Storys aktivieren ebenso diese beiden Zentren, darüber hinaus aber noch viele weitere große Teile des Gehirns. Besonders Bereiche, die für die Entstehung und Kontrolle von Emotionen zuständig sind, hängen mit der Verarbeitung von Geschichten zusammen. Storys wirken dort, wo wir starke Emotionen und Sinneseindrücke verarbeiten. Dort, wo unser Empfinden von Lust und Liebe entsteht, wo die Fähigkeit zur Empathie verortet ist und Gerüche oder Schmerzen verarbeitet werden.

Diese Prozesse treten auch in Aktion, wenn wir reale Ereignisse erleben. Je stärker eine Story uns berührt, desto intensiver empfinden wir sie als emotionale Realität. Das mag wohl auch ein Grund dafür sein, dass wir bei Geschichten die Kohärenz mehr schätzen als Akkuratesse. Der italienische Dichter und Philosoph Giordano Bruno brachte dieses Phänomen auf den Punkt: „Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden.“

Geschichten wirken ganzheitlich

Fakten mögen noch so gut recherchiert und genau sein – ist die Story schlecht erzählt, interessiert sie niemanden. Der Grund dafür könnte in den Zellen unseres Gehirns selbst stecken.

Sogenannte Spiegelneuronen werden aktiv, wenn wir uns in einen anderen Menschen hineinversetzen – und: durch Storys. Geschichten bieten durch ihre handelnden Akteure viel Identifikationspotenzial. Das befeuert unsere Spiegelneuronen, die uns dann die Story durch die Augen der Figuren erleben lassen.
Dieser Prozess dürfte damit zusammenhängen, warum wir uns Geschichten so gut merken können. Geschichten werden im episodischen Langzeitgedächtnis gespeichert – dort, wo auch die Erinnerungen an eigene Erfahrungen und Erlebnisse aufgezeichnet sind. Wir erinnern uns an gute Storys also so, als hätten wir sie selbst erlebt.

Und als wäre das noch nicht genug, wirken Storys neben der emotionalen und persönlichen Ebene auch körperlich. Gute Geschichten bringen uns zum lachen und zum weinen, spannende Passagen lassen unseren Puls in die Höhe schnellen und bringen uns gehörig ins Schwitzen. Dabei werden eine Menge Botenstoffe ausgeschüttet, wie zum Beispiel das sogenannte „Glückshormon“ Dopamin, Stresshormon Cortisol und auch Oxytocin, das auch als „Kuschelhormon“ bezeichnet wird, weil es ein Gefühl der Verbindung herstellt.

Fazit

Die Figuren in Geschichten bieten direktes Identifikationspotential. Weil sie umfassend verarbeitet werden, berühren sie uns auf vielschichtige Weise, emotional wie auch körperlich.

Diese ganzheitliche Wirkung hilft, dass wir Storys lange im Gedächtnis behalten. Unterstützend kommt die vergleichbar einfache Sprache dazu, die simple Konzepte in bekannten Handlungsbögen verpackt.

Geschichten können aber noch mehr, als komplexe Sachverhalte zu transportieren. Neben den Fakten können gute Storyteller auch Werte vermitteln, Gefühle auslösen und im Publikum Identifikation mit einer Message schaffen.

 

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Beitragsbild: Pixabay/ElisaRiva

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